Struktur, Ordnung und Orientierung, diese drei Faktoren bringen innere Sicherheit, die eine freie Entfaltung des...
Neue Artikel
Gelber Lotus
Roter Lotus
Beliebte Artikel
Einnahmemischung
Schafgarben-Trio
Löwenzahn
SOS Mix
Trauern ist eine Kunst – Borretsch als Lehrer
Tränen fließen aus den verschiedensten Gründen. Ein scharfer Wind bläst ins Auge, das Aroma von Zwiebeln reizt - oder man ist traurig. Die Ursache des Tränenflusses bestimmt die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit.
Tränen der Traurigkeit enthalten Hormone, die winzigen Botschaftereiweiße, die der Körper für die innere Kommunikation nutzt, Tränen beim Zwiebel schneiden enthalten keine. Sie dienen nur dazu, das gereizte Auge zu benetzen. Emotionale Tränen haben eine ganz andere Aufgabe. Sie sind dazu da, innere Spannung zu lösen.
Nehmen wir Adrenalin. Normalerweise erfüllt Adrenalin den Zweck, uns zum Handeln zu bewegen. Es ist ein Stresshormon, also eines, das bei der Bewältigung von Stress hilft. Denken wir an die bekannte Kämpfen-oder-Fliehen Reaktion auf einen Stressor. Ist es nicht gut, dafür einen Schuss zusätzliche Energie zu erhalten, die das Herz kräftig schlagen und Blut und Sauerstoff zu den Muskeln transportieren lässt, wo sie die Verteidigung oder die Flucht erleichtern. In gefährlichen Augenblicken genau das Richtige.
Was aber tun, wenn der Stress aus dem Verlust eines geliebten Menschen resultiert? Es gibt nichts, wogegen man sich verteidigen oder wovor man weglaufen könnte. Dennoch wird Adrenalin nach dem Schockerlebnis ins Blut abgegeben. Und je heftiger der Schlag, desto länger wird es produziert. Nach der von den amerikanischen Psychologen Holmes und Rahe entwickelten Stress-Skala bekommt man die volle Punktzahl von 100 beim Verlust eines Kindes, das ist der schwerste denkbare Schicksalsschlag.
Hannah Lothrop, die bekannt wurde durch ihr „Still-Buch“, bemerkte, dass Nachbeben des Verlustes eines Kindes noch mindestens ein Jahr nach dem Ereignis auftreten. Es heißt, die Zeit heile alle Wunden – allerdings nicht, ohne Narben zu hinterlassen und seien es seelische. Sie erinnern einen an das Geschehen und holen die alten Gefühle wieder hoch, z.B. wenn man auf der Straße einem Paar mit einem Neugeborenen begegnet. Der Adrenalinausstoß setzt wieder ein und schon befindet man sich in den Gefühlen von Ohnmacht und Wut, Verletzung und Schuld und Verzweiflung. In dieser Situation aggressiv zu werden oder wegzulaufen würde die Katastrophe noch verschlimmern und womöglich die Beziehung der Eltern obendrein zerstören. Es gibt hier keine Wahl, und die ist nicht lustig: Man muss trauern.
Es führt kein Weg herum und gibt keine Abkürzung, jeder Versuch, den Schmerz nicht zu spüren, vertieft und verlängert ihn. „To heal it you must feel it“ reimt sich leider nicht in der deutschen Übersetzung: Um es zu heilen, musst du es fühlen. Weinen lernen bildet den ersten Schritt der Genesung. Versucht man es zu vermeiden, verpasst man die Gelegenheit, sein Adrenalin abzubauen. Das wird dann den Weg über die Muskulatur wählen und dort Spannung aufbauen. Dachte man bisher, das Weinen durch Muskelkontraktur zu vermeiden, muss man feststellen, dass es sich genau umgekehrt verhält, die Vermeidung des Weinens lässt die Muskeln anspannen. Und nun stellen wir uns vor, wir machen einfach weiter mit der Adrenalinproduktion, ohne es wirklich effektiv abzubauen. Die Spannung baut sich weiter auf, der Blutdruck steigt oder der Appetit verschwindet oder das Einschlafen will nicht gelingen oder wie auch immer man individuell reagiert. Viel gesünder und natürlicher ist es, die Traurigkeit zu erleben statt sie zu unterdrücken. Die Natur hat uns darauf vorbereitet.
Die Menschen um uns herum verstehen das. Dafür besitzen sie Spiegelneuronen, sie können mitfühlen. Sie verstehen sogar, wenn man mal aggressiv wird, nur werden sie dann defensiv oder gehen einem aus dem Weg. Statt Unterstützung erfahren wir dann Einsamkeit.
Glücklicherweise gibt es eine Blüte, die helfen kann: Borretsch. Die Pflanze, deren Blüte traurig herabhängt und doch die Farbe der Hoffnung zeigt.
Borretsch kräftigt die Atmung, die nach einem Trauma oft oberflächlich ist. Die Vermeidung tiefen Atmens sorgt dafür, auch nicht tief fühlen zu müssen. Man kennt das ja aus den Schrecksekunden, wenn man vermeint, verdächtige Geräusche im Haus zu hören. Eben kurz den Atem anzuhalten hilft nicht nur, ein weiteres Störgeräusch, den Atem selbst, auszuschalten, sondern auch der Panik zu entgehen.
Borretsch als Blütenessenz bringt Hoffnung. Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, gib nicht auf, es ist nicht leicht, doch du schaffst es. Trauern macht dich stark, auch wenn du befürchtest, es ließe dich schwach erscheinen. Es ist eine Fähigkeit, die einen durch die finstersten Zeiten lotst.
Borretsch ist ein freundlicher, sanfter Lehrer, der dich nicht durch unwegsames Gelände trägt, sondern dich auf deine Stärken hinweist und dich lehrt sie anzuwenden. Er erinnert dich daran, tief einzuatmen. Folge deinem Herzen auf dem Weg aus dem Elend.
Latest comments