
Zufall und Blütenessenzen
Warum wird das Auftauchen von Blumen an bestimmten Orten als reiner Zufall betrachtet oder als durch Bodenbeschaffenheit, Klima und andere Einflüsse bedingt? Sind Pflanzen willenlose Wesen, hilflos den Mächten der Natur ausgesetzt, passive Dulder?
Man könnte das natürlich auch ganz anders sehen: Pflanzen gestalten erst die Landschaft und verändern Boden und Klima und nehmen somit aktiv Einfluss auf unser Leben.
Manche Pflanzen - oder vielleicht alle, nur eben ohne dass wir es wissen - scheinen gewisse Gebiete geradezu anzusteuern, und damit meine ich nicht besonders sonnige oder feuchte Regionen. Einige meiden Menschen und verschwinden, sobald sie ihnen zu nahe kommen, andere suchen sie gar.
Trümmerblume wurde das Schmalblättrige Weidenröschen im vom Krieg zerbombten Deutschland genannt, denn genau zwischen grauem Schutt und Ruinen tauchte auf einmal wieder Farbe auf, das Magenta-rot des Weidenröschens. Es wirkte vielleicht ähnlich wie die Farbenpracht des Frühlings nach einem besonders schweren Winter. Eine Trostblüte, eine, die das Geschehene nicht ungeschehen machen kann, aber vielleicht ein bisschen leichter ertragen lässt.
Ähnlich emotional die Beziehung zu Obstbäumen. Im Norddeutschland früherer Jahrhunderte konnte man an Häufigkeit und Grösse der Apfel- und Birnbäumen ablesen, wie viele Jungen bzw. Mädchen in bestimmten Jahren zur Welt kamen. Ihre Eltern pflanzten sie rituell. Warum machten sie das?
Die einzelnen Bundesstaaten der USA und Australiens und vermutlich noch viele weitere Länder mehr besitzen eine Symbolpflanze, die für die Stärken und Eigenarten des jeweiligen Landes steht. Genauso wenig wie es ein Zufall ist, dass viele Bundesländer in Deutschland ein Wappentier besitzen (Bär, Löwe, Pferd, Deutschland selbst den Adler), wird es wohl ein Zufall sein, dass Alaska das Vergissmeinnicht erkor, Kalifornien den Goldmohn und South Australia die Sturt Desert Pea.
Weshalb wählt ein Land gerade diese Pflanze? Welches mögen wohl die Motive sein? Nimmt man eine gewöhnliche Pflanze, weil sie so typisch ist für das Land, oder wählt man eine, die man als besonders wertvoll erachtet, eine außergewöhnlich seltene, eine, die schmackhafte Früchte liefert, oder eine, die an einem historisch bedeutsamen Fleck gewachsen ist? Alles kommt vor.
Im Schamanismus spricht man von Totempflanzen, die in irgendeiner Art mit einem verbunden sind und eine gewisse persönliche Bedeutung besitzen. Eifrige Schamanen können gar mit den Geistern der Pflanze (Devas) sprechen. Normalsterbliche meditieren mit oder träumen von ihnen und kommunizieren auf diese Weise mit der Pflanze.
Vermutlich haben Sie keine persönliche Symbolpflanze, aber vielleicht doch eine Lieblingspflanze, ganz gleich ob Baum, Strauch oder Blume. Wieso eigentlich gerade diese? Manchmal gehen einem die Augen auf, wenn man sich mit der Essenz dieser Pflanze beschäftigt. Im gleichen Masse, in dem man die Pflanze in ihrer Persönlichkeit verstehen lernt, erfährt man auch Dinge über sich selbst, über Eigenarten, Sehnsüchte, Stärken und Schwächen. Seit der Entdeckung der speziellen Eigenschaften der Blütenessenzen, die uns emotional und seelisch kräftigen, fällt es leichter, die geheime Anziehungskraft gewisser Pflanzen auf uns zu entschlüsseln.
Aber was red ich gross, lassen Sie mich einfach ein Beispiel bringen:
Klatschmohn - Papaver rhoeas
Klatschmohn gehört ursprünglich nicht in unsere Breiten. Seine Herkunft kann man mit dem vorderasiatischen, arabischen Raum eingrenzen. Er findet gar in der Bibel Erwähnung, das Gebiet sollte also ungefähr stimmen. Klatschmohn liebt die Gemeinschaft mit Getreide und gehört eigentlich auf jedes Feld, sofern er nicht chemisch vertrieben wird.
Er wird ein oder zwei Jahre alt und bis zu 80cm hoch. Die knallroten Blüten erreichen einen Durchmesser von bis zu 10cm. Daraus entstehen die Fruchtknoten, später die Samenkapseln, die ihre unzähligen winzigen kleinen schwarze Samenkörnchen dem Wind übergeben. Diese wurden lange als Würzmittel in der Küche verwendet, bevor im Laufe der Zeit spezielle Sorten gezüchtet wurden, die deutlich mehr Ertrag einbringen.
Bis dahin aber war es überhaupt kein Malheur, wenn Getreide und Klatschmohn gemeinsam wuchsen. Sie wurden eben gemeinsam geerntet und gebraucht.
Wen wundert‘s, dass Klatschmohn die Blume der Demeter, der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit und der Vegetation, wurde.
Klatschmohn bedient sich übrigens des Menschen, um sich über sein eigentliches Heimatgebiet hinaus weiter zu verbreiten. Wurde Getreide geernet, war Klatschmohnsaat immer dabei, und mit jedem Sack Korn, der nach Norden transportiert wurde, reisten ein paar Mohnsamen als blinde Passagiere mit. So schaffte der Klatschmohn den Sprung über die Alpen, wo seine Existenz ab der Jungsteinzeit nachgewiesen ist.
Wenn hier nun am Feldrand ein Mohnkörnchen auf den Boden fällt, benötigt es zum Keimen UV-Licht. Da trifft es sich gut, wenn der Acker umgepflügt wird und die Samen des vergangenen Jahres wieder an‘s Licht kommen, wenn‘s beim ersten Mal nicht klappt. Diese Affinität zu UV-Licht kommt auch beim Anlocken von Bienen zur Wirkung. Bienen sind rot-blind, was die Blüten des Klatschmohns ziemlich unattraktiv für sie macht, aber der überreichlich produzierte Pollen reflektiert UV-Licht, was den Bienen wie ein Leitstrahl zum Anflug dient.
Aber auch ohne Bienen kommt der Klatschmohn ganz gut zurecht. Er produziert keinen Nektar, sein Pollen dagegen ist so reich an Eiweiss, Fett, Kohlehydraten und Vitaminen, dass sich Insekten die fette Mahlzeit nicht entgehen lassen.
Die Menschheit griff lange Zeit ebenfalls gerne zu. Neben dem Verbacken der Samen wurden diese auch zu Öl gepresst, das teures Olivenöl ersetzen konnte. Aus den Blütenblättern wurde Sirup für Kinder gewonnen.
Aber auch rote Tinte (Zwischenfrage: Was schreibt man mit roter Tinte?).
Als Heilpflanze wurde Klatschmohn ebenfalls verwendet. Die Blüten enthalten Alkaloide und fanden in der Volksmedizin Einsatz als Schmerzmittel. Unruhe, Schlafstörungen und Atembeschwerden gehören des Weiteren zu seinen Indikationen. Die Schulmedizin betrachtet derlei Anwendungen jedoch zu Recht ein wenig skeptisch.
Schliesslich fand die Blume auch Eingang in menschliche Rituale, wurde als Liebesorakel gebraucht (auf die Blütenblätter schlagen, die Stärke des Knalls entspricht der Stärke der Liebe, die einem der oder die andere entgegen bringt) oder auch als eine Art guter Zauber, der frisch Vermählten ewiges Glück bescheren sollte, wenn man sie nur bei der Hochzeit mit frischen Blütenblättern überschüttet. Der bulgarische Pflanzenname Bulka bedeutet übrigens übersetzt Braut.
So haben wir es nun mit einem kleinen sowohl selbstständigen wie auch anhänglichen Wesen zu tun, das in menschlichen Herzensangelegenheiten seine Rolle spielt.
Die Blütenessenz
Es konnte nicht ausbleiben, dass früher oder später Klatschmohn als Essenz hergestellt wurde. Doch was für eine Energie steckt nun in den Tröpfchen?
Wie immer bleibt einem am Ende - also nach Einsatz von Intuition und Meditation und allerlei Tests - also nur der Menschenversuch. Erst dieser Abgleich an der Realität ermöglicht uns Aussagen, die einigermaßen zuverlässig sind und uns doch vor die schwierige Aufgabe stellt, Gefühltes in Worte zu kleiden.
Und ohne Fröhlichkeitsmesser, Verletztlichkeitsspektogramm und Einsamoskop fällt es schwer, die Qualität einer Blütenenergie auszudrücken und nachvollziehbar zu machen.
Wir müssen also gut zuhören, was unsere Versuchspersonen zu berichten haben und aus dem Gemeinsamen aller Berichte eine verbale Essenz zu destillieren.
Und diese lautet im Falle des Klatschmohns nach etwa 15 Jahren Erfahrung etwa so:
Klatschmohn öffnet das Herz, wenn man sich lange verschlossen hat und nun nicht mehr so richtig weiß, wie man sich anderen offen zuwendet.
Er hilft mit der eigenen Verletzlichkeit umzugehen, lehrt neue Wege der Selbstbehauptung, wenn zuvor das sich Einigeln das einzige Schutzmittel war. Neues Selbstbewusstsein lässt einen zu sich selbst stehen und Verletzlichkeit als Teil der eigenen Person anerkennen, der von der anderen Seite betrachtet beziehungsfähig da offen macht.
Er lehrt die eigene Verletzlichkeit überhaupt erst zu erkennen und zuzulassen, was bei verhärteten Ansichten und Einstellungen nützlich ist. Vielleicht erkennt man, dass man den harten Burschen nur gespielt hat, um seine empfindsame Seite zu verbergen.
Klatschmohn Essenz macht einen sanfter, anderen wie sich selbst gegenüber.
Sie hat sich in vielen Fällen ungewollter Unfruchtbarkeit bei Frauen als hilfreich erwiesen, wenn deren Ursache seelischer Natur war. Sie stärkt das weibliche Selbstbewusstsein, was eine wichtige Voraussetzung für das Eintreten wie auch den positiven Verlauf einer Schwangerschaft ist.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass Klatschmohn die Attraktivität von Bier, Fussball und Motorrädern auf Männer lindert, aber doch von der Beobachtung berichten, dass Männer sich mit Hilfe der Klatschmohn Essenz besser in ihre Partnerinnen hinein versetzen können, ja selbst ihre eigene weibliche Seite stärker anerkennen, kurzum: die Schwangerschaft ihrer Frauen nicht nur begleiten sondern begreifen können.
Schließlich berichteten Menschen, dass Klatschmohn einfach helfe, nach einem besonders geschäftigen stressigen Tag gut abschalten und einschlafen zu können.
Offenheit, Herzlichkeit, Selbstbewusstsein und Einfühlsamkeit des Klatschmohn symbolisieren das, was wir uns für uns selbst wie für unsere Klienten wünschen.